Die zunehmende Verbreitung antifeministischer Inhalte in sozialen Medien, insbesondere auf der Plattform TikTok, stellt eine bedeutende gesellschaftliche Herausforderung dar. Diese Entwicklung erfordert eine differenzierte Auseinandersetzung mit den zugrundeliegenden Mechanismen und möglichen Bildungsansätzen.
Die Funktionsweise sozialer Medien begünstigt die Verbreitung antifeministischer Ideologien. Algorithmen, die auf Engagement und Interaktion ausgerichtet sind, verstärken polarisierende Inhalte. Rechte Akteure nutzen diese Mechanismen gezielt, um ihre Botschaften einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Dabei entstehen verschiedene Trends, die traditionelle Geschlechterrollen propagieren.
ideogram.ai prompted by Doris Kaufmann
Der "Tradwives"- Trend * beispielsweise inszeniert ein idealisiertes Bild der klassischen Hausfrau und Mutter. Diese scheinbar harmlose Darstellung transportiert jedoch problematische Rollenbilder und untergräbt feministische Errungenschaften. Parallel dazu propagieren selbsternannte "Männlichkeitscoaches" ein restriktives Männlichkeitsbild, das alternative Lebensentwürfe abwertet und Intoleranz fördert.
Das Forschungsprojekt "Unlearning Antifeminism on TikTok" widmet sich der wissenschaftlichen Untersuchung dieser Phänomene. Ziel ist es, die Verbreitungsmechanismen antifeministischer Inhalte zu verstehen und effektive Bildungsformate zu entwickeln. Die besondere Herausforderung liegt dabei in der Polarisierung des Themas und der Notwendigkeit, einen Raum für offenen Dialog zu schaffen.
Die Entwicklung von Bildungsformaten erfolgt in einem iterativen Prozess. Dieser berücksichtigt sowohl die technischen Aspekte der Plattformen als auch die inhaltliche Auseinandersetzung mit feministischen Perspektiven. Dabei zeigt sich, dass nachhaltige Bildungsarbeit Zeit, praktische Erfahrung und kontinuierliche Reflexion erfordert.
Für die Zukunft der politischen Medienbildung ergeben sich wichtige Handlungsfelder. Eine engere Verzahnung von politischer Bildung und kritischer Medienkompetenzvermittlung erscheint unerlässlich. Zudem sollten Bildungsformate verstärkt emotionale Zugänge ermöglichen und einen gemeinsamen Ausgangspunkt für konstruktive Diskussionen schaffen.
Die Komplexität des Themas erfordert differenzierte Ansätze. Dabei müssen sowohl die technischen Mechanismen sozialer Medien als auch gesellschaftliche Diskurse berücksichtigt werden. Besonders wichtig ist es, junge Menschen dort abzuholen, wo sie stehen – mit ihren Unsicherheiten, Fragen und möglicherweise geringem Vorwissen.
Der Erfolg künftiger Bildungsarbeit wird massgeblich davon abhängen, inwieweit es gelingt, einen "Common Ground" zu etablieren. Dieser sollte als Basis für eine sachliche Auseinandersetzung mit feministischen und antifeministischen Positionen dienen. Nur so können nachhaltige Lernprozesse angestossen und ein konstruktiver gesellschaftlicher Dialog gefördert werden.
Fazit
Antifeminismus auf TikTok stellt eine ernste Herausforderung dar. Es ist wichtig, die Strategien rechtsextremer Akteure und die Rolle von Plattformmechanismen zu verstehen, um effektive Bildungsangebote zu entwickeln. Die politische Medienbildung spielt eine entscheidende Rolle in der Prävention von Online-Radikalisierung und der Förderung eines kritischen und reflektierten Umgangs mit digitalen Inhalten.
* Tradwife
Tradwife ist ein Neologismus, der Ende der 2010er Jahre in den sozialen Medien aufgekommen ist. Mit ihm beschreiben sich einige Frauen in der westlichen Welt selbst, die sich ausdrücklich für ein Leben entscheiden, das überlieferten Geschlechterrollen entspricht.
Quellen
antiantifeminism.org
Tool
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«A photo of a young European couple from the 1950s in their kitchen. The woman is standing at the stove, stirring a pan with a wooden spoon. The man is sitting at the corner of the kitchen table, reading a newspaper. The kitchen has a vintage design, with a gas stove, a wooden cabinet, and a beige wall».
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