Dr. Howard Gardner (81J.) hebt im Podcast «Trending in Education» vom 14.11.2024 das Phänomen der Influencer:innen als eines der prägendsten Merkmale unserer Zeit hervor. Influencer:innen – Personen, die durch ihre Reichweite in sozialen Medien grosse Aufmerksamkeit erlangen – haben heute eine bedeutende Rolle in der Gesellschaft, oft ohne eine formale Verantwortung oder ethische Reflexion. Ihre Macht basiert darauf, dass sie Inhalte schaffen, die "Klicks" generieren, also grosse Reichweiten und Engagements erzielen. Dies führt zu einer Kultur, in der oft nicht die Wahrheit, die moralische Integrität oder die Qualität des Inhalts entscheidend sind, sondern vielmehr dessen Popularität und emotionale Wirkung.
ideogram.ai prompted by Doris Kaufmann
Gardner kritisiert, dass Influencer:innen ihre Stellung häufig nicht nutzen, um positive Werte zu fördern oder zu einer fundierten gesellschaftlichen Diskussion beizutragen. Stattdessen liegt der Fokus vieler Influencer:innen darauf, Trends zu folgen und Meinungen zu äussern, die ihnen noch mehr Reichweite verschaffen – oft ohne Rücksicht darauf, ob die Inhalte recherchiert, fair oder ethisch vertretbar sind. Dies wirft grundlegende Fragen darüber auf, wie Verantwortung in der digitalen Öffentlichkeit wahrgenommen wird.
Ein Vergleich: Influencer:innen und traditionelle Berufsrollen
Im Kontrast zu klassischen Berufsrollen wie Lehrern, Ärzten oder Journalisten, bei denen Ethik ein fester Bestandteil der Ausbildung ist, fehlt bei Influencer:innen ein solches Fundament. Während ein Journalist etwa sorgfältig abwägen muss, welche Informationen veröffentlicht werden, um Schaden zu vermeiden, fehlen bei Influencer:innen oft ähnliche Überlegungen. Gardner nennt dies einen blinden Fleck der modernen Gesellschaft: Die grosse Reichweite, die Influencer:innen besitzen, erfordert dringend eine Diskussion darüber, welche ethischen Standards für diese neue Art von öffentlicher Rolle gelten sollten.
Die Macht der Influencer:innen - Eine Herausforderung für die Bildung
Besonders besorgniserregend findet Gardner, dass immer mehr junge Menschen Influencer:in als Karriereziel anstreben. Laut Studien geben viele Kinder und Jugendliche an, lieber Influencer:in als Wissenschaftler, Ärzte oder sogar Astronauten werden zu wollen. Gardner deutet an, dass dies teilweise darauf zurückzuführen ist, wie stark Influencer:innen im öffentlichen Diskurs vertreten sind, und wie wenig ihre Verantwortung oder ethische Rolle hinterfragt wird.
Ethische Bildung für Influencer
Eine zentrale Frage, die Gardner aufwirft, ist, wie Influencer:innen ethisch geschult werden könnten. Er zieht Parallelen zu seinem «The Good Project», das darauf abzielt, Menschen in ihrer moralischen und beruflichen Entwicklung zu unterstützen. Gardner betont, dass Ethik nicht durch einfache Regeln oder Lehrpläne vermittelt werden kann. Stattdessen erfordert sie ein tiefes Verständnis für komplexe Dilemmata, Diskussionen und die Bereitschaft, schwierige Entscheidungen zu treffen.
Gardner schlägt vor, dass Influencer:innen ähnliche Schulungen und Mentoring-Programme durchlaufen sollten wie klassische Berufe, die eine grosse gesell-schaftliche Verantwortung tragen. Solche Programme könnten helfen, Influencer:innen ein Bewusstsein dafür zu vermitteln, welche Auswirkungen ihre Inhalte auf ihre Zielgruppen und die Gesellschaft haben.
Influencer:innen und die Gesellschaft - Ein zweischneidiges Schwert
Gardner erkennt an, dass Influencer:innen theoretisch eine positive Kraft sein könnten, wenn sie ihre Reichweite nutzen, um Bildung, kulturelles Verständnis oder soziale Gerechtigkeit zu fördern. Doch derzeit scheint ihre Rolle eher kurzfristig und trendsensibel zu sein. Gardner sieht hierin eine Gefahr für den langfristigen gesellschaftlichen Zusammenhalt, insbesondere wenn Influencer:innen Meinungen verbreiten, die auf Spaltung, Polarisierung oder Unwahrheiten abzielen.
Einfluss und Verantwortung vereinen*
Gardner fordert eine gesellschaftliche Diskussion darüber, wie die Macht der Influencer:innen reguliert und in verantwortungsvolle Bahnen gelenkt werden kann. Die Herausforderung besteht darin, Influencer:innen zu vermitteln, dass ihre Reichweite mit Verantwortung einhergeht. Hierbei geht es nicht nur um die Vermeidung von Schaden, sondern auch darum, wie Influencer:innen als Vorbilder positive Werte fördern können.
Abschliessend plädiert Gardner für eine Kultur, in der die Ethik von Influencer:innen genauso hinterfragt und gefördert wird wie die von klassischen Berufsgruppen. Influencer:innen haben die Möglichkeit, einen echten Beitrag zur Gesellschaft zu leisten – doch dies erfordert eine bewusste Auseinandersetzung mit den moralischen Herausforderungen, die ihre Rolle mit sich bringt.
Quelle
Podcast “Trending in Education”, vom 14.11.2024
Tool
KI generierter Podcast erstellt mit: https://huggingface.co/spaces/saq1b/podcastgen auf der Basis des Kommentars.
Bild: ideogram.ai prompted by Doris Kaufmann
A frontal shot of a 25-year-old influencer with long blonde hair and glasses sitting at her home office desk. She is wearing a white blouse and a necklace. She has her laptop open and is looking at the screen. She is speaking into a blue yeti microphone that is placed in front of the laptop. There is a medium-sized ring light behind the laptop, illuminating her face. The background contains a modern office atmosphere with warm lighting.
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